Alpenraum
Erster Tag unserer Mission. Wir hätten auch an jedem anderen Tag anfangen können aber an einem anderen Tag hätte es kein Schnitzel als Mittagsmenü gegeben. Und wir sind geizig und leicht von Werbung beinflussbar.
Vom Geist des Abtenteuers beseelt Hunger getrieben suchen wir also das neu eröffnete Etablissement _ Alpenraum _ auf.
Das Alpenraum befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Freiraums, in denen Menschen mittleren Alters, die sich zu schade waren Bier zu trinken Wein getrunken haben. Zumindest stelle ich mir das so vor.
Und weil es in Straubing zwar einerseits jede Menge Menschen mittleren Alters, die sich zu schade sind Bier zu trinken gibt, andererseits auch jede Menge Lokale in denen man Wein trinken kann war das Freiraum irgendwann zu.
Unabhängig davon gab es auf dem Stadtplatz den _ Bayerischen Löwen. _ Kurzbeschreibung: Bayerische Küche, relativ lecker, bezahlbar, Onlinespeisekartenaktualisierung maximal einmal im Quartal, meist seltener.
Da sich nun der Besitzer der Räumlichkeiten des _ Bayerischen Löwen _ mit dem Betreibern nicht über den Mietvertrag (oder wer die Förmchen und wer das Schäufelchen bekommt) einigen konnten mussten die Betreiber raus. Sie fanden eine neue Heimat im Freiraum, kombinierten Freiraum mit Alpenromantik und kamen auf Alpenraum. Die Tatsache, dass Straubing im tiefsten Gäuboden liegt und mit den Alpen so viel zu tun hat wie mit dem Kaukasus lassen wir mal aussen vor.
Wie dem auch sei. Das _ Alpenraum _ ist neu. Sehr neu. Nach Farbe riechend neu. Der-Tisch-fühlt-sich-noch-klebrig-an-neu. Letzten Samstag aufgemacht und anscheinend kaum fertig geworden.
Und es ist klein. Deutlich kleiner als der _ Bayerische Löwe. _ Aber das passiert wenn man auf der Straße landet und eine Bleibe sucht.
Aber wir (Manuel und ich übrigens. Hallo an die Leser an den Bildschirmen!) waren auf der Suche nach einem Schnitzel. Oder besser zwei. Wir teilen nur ungern.
Also das Mittagsmenü für 5.95€ geordert. Dazu ein Helles von Röhrl (mittelokayish). Manü wirft dazu ein, dass wir ab sofort bei jedem Schnitzeltest ein Helles trinken müssen. Ich glaube er hat recht. Was tut man nicht alles für die Wissenschaft.
Gesetzt wurden wir von der Bedienung an einen Tisch, an dem bereits ein Ehepaar saß. Als introvertierte Informatikfuzzis haben wir mit denen natürlich nicht gesprochen sondern _ unser Schuhe _ die Deko bewundert. Etwas viel Pink für meinen Geschmack. Und die Stühle sind zu klein für die Tische. Insbesondere bei meiner Körpergröße.
15 Minuten später waren unsere Schnitzel da. Meins sah etwas aus wie die USA. (Zeichen?) Von der Farbe her wie es sein sollte. Manü fand seines etwas zu unknusprig, meins war genau richtig. Groß war der Fleischlappen (ich benutz das Wort in dem Kontext. Pf.) ziemlich genau 2.5 Stevehände. Eine Umrechnung in Quadratzentimeter oder Mikrotagwerk folgt. Dazu gab es einen Kartoffel-Gurken-Salat. Auch lecker.
Ketchup war keins dabei, das kann man werten wie man will. Ich finds eher praktisch wenn das Schnitzel nicht in Ketchup ersäuft. Unpraktisch war allerdings die Zitrone. Sieht zwar hübsch aus, ist aber so mit Petersilie eingedeckt, dass man kaum Saft rausgedrückt bekommt ohne sein Schnitzel zu begrünen.
Alles in allem lecker. Aufgegessen haben wir nicht nur, weil wir wollten, dass das Wetter schön wird.
Unangenehm aufgefallen ist allerdings nur unseren im Büro verbliebenen Kollegen, dass wir offensichtlich wie ein Pommesbudenbetreiber zwischen Schichtende und Dusche rochen. Doesn’t matter. Had Schnitzel.